Gustav Stresemann

düütsch Politiker

Gustav Stresemann (* 10. Mai 1878 in Berlin; † 3. Oktober 1929 in Berlin) weer en düütsch Politiker vun de Düütsche Volkspartei, Riekskanzler un Butenminister in de Tiet vun de Weimarar Republik. 1926 hett he den Fredensnobelpries kregen.

Gustav Stresemann (1926)

Leven ännern

As eenzigst vun fiev Kinner[1] vun de Berliner Beerhändler un Weertsmann Ernst August Stresemann un sien Fru Mathilde kunn Gustav Stresemann dat Gymnasium besöken. An dat domolig Andreas-Realgymnasium in Berlin-Friedrichshain interesseer he sück besünners för dat Fack Geschichte un de Biografien vun bekannt Persönlichkeiten, so as Napoleon oder Goethe. Nahdem he sien Abitur 1897 bestahn harr, studeer Stresemann van 1898 bit 1901 in Leipzig anfangs Literatur un Geschichte un wessel denn in dat Fack Natschonalökonomie. Stresemann weer Liddmaat vun de Reformburschenschaften Neogermania Berlin, Suevia Leipzig, Normannia zu Heidelberg und Palatia Tübingen.

1901 hett he sien Studium mit en Doktertitel beeend. Sien Promotschonsthema weer: Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts. Stresemanns Vader harr en lütten Berliner Weertschap, en so nömmt Budike, un en Affüllanlage för Buddelbeer. De Bedriev vun sien Öllern befunn sück in de Berliner Luisenstadt in de Bezirk Mitte an de Köpenicker Straat. In dit Rebeet gifft dat hüdtodag noch lütte Fabriken ut de Vörkriegstiet, de faken hör Waren dör de Riekspostannahmestäh Köpenicker/Ecke Adalbertstraße verschicken dehn. Hier lehr Stresemann de Situatschoon vun lütt un middelständisch Ünnernehmen kennen un dat is antonemmen, dat sien Sicht vun Wertschapspolitik dör de täglich Bispeelen ut sien Kinner- un Jöögdtiet matgevlich prägt wurrn is. He föhl sück mit de Schokoladenindustrie verbunnen, wiels sück dat hier um völ lütten un blots wenig groot Fabriken in Düütschland hanneln de. Van 1901 bit 1904 arbeidt Stresemann as Ünnerhändlicher un Lobbyist vun de Verband Deutscher Schokoladenfabrikanten un dor kunn he sien Talent ünner Bewies stellen.

In dat Johr 1903 heiraadt Stresemann Käthe Kleefeld (* 15. Juli 1885 in Berlin; † 1970 in New York City), mit de he twee Söhns harr (Wolfgang un Joachim). Käthe weer de Dochter vun de Industriellen Adolf Kleefeld ut Berlin. Hör Bröer weer bi en Verbindung, to de ok Stresemann hörrn de. Käthe Stresemann weer Jööd un speel en grooten Rull in dat sellschapliche Leven in Berlin in de 20er Johren.

Nahdem he fröher politisch Sympathien för de Natschoonalsozialen Vereen vun Friedrich Naumann harr, fung Stresemann in dat glieker Johr 1903 sien politisch Karriere mit den Intree in de Natschonalliberale Partei an. Stresemann gult as Kroonprinz vun sien politisch Mentor Ernst Bassermann. 1906 wurr he to'n Stadtrat in Dresden wählt un 1907 as jüngst Afordneter in de Berliner Rieksdag (för den Wahlkreis Annaberg in Sassen). 1910 wurr he Vörstandsliddmaat vun de „Bund der Industriellen“.

Sien Ünnerstötten vun Sozialmaßnahmen broch hüm faken in Konflikt mit den rechten Flögel vun sien Partei, de vun Liddmaaten vun de sassisch Swoorindustrie domineert wurr. Disse Flögel verhinner 1912 sien Wedderwahl in de Parteivörstand. Nahdem he 1912 ok sien Seet in de Rieksdag verloren harr, hett Stresemann, tosommen mit anner Wertschapsexperten ein Studienreis in de USA un Kanada ünnernommen. Stresemann weer Liddmaat in de Düütsch Kolonialvereen un in tallriek anner Verbände und Vereenen, so as de Düütsch-Amerikaansch Hannelssellschap. Stresemann weer för de düütsch Flottenpolitik, de nahst as en Utlöser för den Eersten Weltkrieg sehn wurrd.

Gustav Stresemann wurr 1914 in en Nahwahl ist de oostfreesch Wahlkreis Wittmund/Auerk nochmal in den Rieksdag wählt un bleevn dorin, mit en körten Ünnerbreken (1918/19) bit to sien Dood. 1917 wurr he Fraktschoonsvörsitter un stellvertredend Parteivörsitter vun de Natschonalliberalen. He hett denn versöcht, en Fusion tüschen de Natschonalliberalen un de Fortschrittspartei in de Weeg to leiten, aber dat klapp nich. He hett dorup henn de rechtsliberale Düütsche Volkspartei grünnd un weer bit to sien Dood ok deren Vörsitter.

Bi de Rieksdagswahl 1920 harr Stresemanns Partei good wat Spood. De DVP bedeelig sück an de Regeeren ünner Konstantin Fehrenbach. Stresemann sülvst wurr Fraktschoonsvörsitter un Baas vun de Rieksdagsutschuss för Butere Angelegenheiten. Van August bit November 1923 wurr he as de FrankriekFranzosen dat Ruhrrebeet besett harrn Riekskanzler un Rieksbutenminister an der Spitz vun en Koalitschoon ut DVP, SPD, DDP un Zentrum. Dornah bleev he bit to sien Dood 1929 Butenminister.

1926 kreeg Stresemann den Fredensnobelpries, 1928 de Ehrendokterwürde in Heidelbarg. Siet 1928 weer he wegen de hektisch Regeerensgeschäfte gesundheitlich bannig anslahn. He is an de Folgen vun en Slaganfall an 3. Oktober 1929 storven. .

Düütsch Kaiserriek ännern

Stresemann weer en övertüüchten Monarkist. In' Eersten Weltkrieg weer dat sien butenpolitisch Ziel, dat wilhelminsch Düütschland to en Positschoon ünner de Weltmächte to verhelpen. Sien Ansatz dorför leeg in en expansiv düütsch Weertschap. Grundlaag dorför weer nah sien Ansicht en binnere Stabilität, as Druckmiddel seh he de militärische Kraft. Dat Vertroen, dat he de politisch Verantwortlichen in Düütschland entgegegnbringen deeh, mak hüm to en Vertreder vun en aggressiv Annexions- un Kriegszielpolitik.

Weimarer Republik ännern

Nahdem dat Kaiserriek verschwunden weer grünn he in Harvst/Winter 1918 mit ehmalgen natschoonalliberalen Parteiliddmaaten de DVP. As sien butenpolitisch Ziel verkünn Stresemann, dat he Düütschland ut de „Tiet vun de natschonale Schmach un Würdelosigkeit to (…) Düütschlands Grött un Düütschlands Weltbestimmung“ torüchfohren wull. Sien Zielsetzung harr sück somit kört nah dat Enn'n vun den Eersten Weltkrieg nich grundlegen ännert.

De in Versailles beslooten Fredensordnung hett he aflehnt. He hett dorin en Entehrung vun Düütschland sehn. Aber de moralsch Komponente vun de Verdrag weer för hüm weniger swoor as de wertschaplichen und territoralen Konsequenzen. Besünner kunn he sück mit de Fastsett Oostgrenzen nich affinnen. Ofschoons Stresemann tegen de Vedrag weer, wull he aber ok kien Verantwortung för de Aflehnung vun de Verdrag övernemmen; denn weern nämlich de Alliierten militärisch uptreden. Stresemann keem to de Insicht, dat, um de düütsch Interessen wiederhenn to wohren, dit blots up de Grundlaag vun der Versailler Verdrag gung. As Liddmaat vun de Weimarer Natschonalversammlung un vun de Rieksdag bedreev he so nömmt Realpolitik un is, so as he sülvst seggen dee, ut Vernunftgrünnen för de Republik intreden.

All in dat wilhelminsche Düütschland hebbt Stresemann wertschapspolitisch Ansichten as Utgangspunkt för butenpolitisch Överlegungen deent. Dat, wat Düütschland nah 1918 as Wertschapskraft verbleben weer, hett he as eenzigst för Düütschland verlbleben Machtborn sehn. Reparationsproblem, Oostgrenzen un Rhienlandfraag, all dit weer nah sien Meenen in en gegensietig bedingt Afhängigkeitsverhältsnis. En Verbeterung vun de düütsch Laag wull he dör en Verständigung mit de Westmächte, besünners Frankriek, söken.

Während de franzöösch Ruhrbesetten hett Stresemann to'n Anfang den passiven Wedderstand vun de Regeeren ünner Wilhelm Cuno ünnerstött. As aber de wertschaplich un politisch Laag immer kritischer wurr, övernehm Stresemann an' 13. August 1923 dat Amt as Riekskanzler, stött vun en „Groode Koalitschoon“. he geev tegenöver de Druck vun Frankriek nah un brook den utsichtslosen Ruhrkamp af. Um de Inflation in' Greep to kriegen hett he de Rentenmark un dormit en Währungsreform inföhrt. Mit sien Politik hett he de Konsolidierung vun de Weimarer Republik einleidt. Dennoch end' sien Regeerenstiet nah en scheitert Vertroensfraag all an' 23. November 1923. Besünners de Nichgliekbehanneln vun der Länder Döringen, Sassen un Bayern weer umstreden.

Butenpolitik ännern

Stresemann wurr aber Butenminister in de dorup folgend Regeeren Wilhelm Marx un prääg in disse Positschoon bit to sien Dood de düütsche Butenpolitik. Während disse Tiet hett he sien grundlegend, all in Vörut formuleert Ziele vun en dörföhrboren düütsch Butenpolitik dörsett. Insbesünnere hett he de Beziehungen to Frankriek normaliseert, um en fredlich Ännern vun de Verdrag vun Versailles hentokriegen. He hett sück dorup konzentreert Düütschland multilateral intobinnen in de nee Staatenordnung un hett keen natschonalistische Alleingänge maakt.

An 1. Oktober 1924 schreev Kurt Tucholsky: De Mitbegrünner vun de Paneuropa-Union Édouard Herriot „un Stresemann harrn sück glieks bi de eersten Hannendruck kennt. Herr Gustav Stresemann is in dit Johr Freemüerer wurrn un dat is in Frankriek nich unbekannt bleven.“[2]

Wichtig Statschonen in de Butenpolitik vun Stresemann weern de Dawes-Plan 1924, de de Reparatschonsleistungen, den vun Düütschland to erbringen weern, nee regeln deeh, de Verdrääg vun Locarno 1925 un dormit ok de Upnahm in de Völkerbund mit glieker Rechten 1926. As he sück bi sien beröhmt Reed bi de Intritt in de Völkerbund düütlich dat Vokabular vun de Freemüerers bedeenen de, geev dat Upsehn: Der göttliche Baumeister der Erde hat die Menschheit nicht geschaffen als ein gleichförmiges Ganzes. Er gab den Völkern verschiedene Blutströme, er gab ihnen als Heiligtum ihrer Seele ihre Muttersprache, er gab ihnen als Heimat Länder verschiedener Natur. Aber es kann nicht der Sinn einer göttlichen Weltordnung sein, dass die Menschen ihre nationalen Höchstleistungen gegeneinander kehren und damit die allgemeine Kulturentwicklung immer wieder zurückwerfen. Der wird der Menschheit am meisten dienen, der, wurzelnd im eigenen Volk, das ihm seelisch und geistig Gegebene zur höchsten Bedeutung entwickelt und damit, über die Grenzen des eigenen Volkes hinauswachsend, der ganzen Menschheit etwas zu geben vermag, wie es die Großen aller Nationen getan haben, deren Namen in der Menschheitsgeschichte niedergeschrieben sind. So verbindet sich Nation und Menschheit auf geistigem Gebiet, so kann sie sich auch verbinden in politischem Streben, wenn der Wille da ist, in diesem Sinne der Gesamtentwicklung zu dienen.

1928 harr Stresemann wichtigen Andeel an dat Tostannenkommen vun de Briand-Kellogg-Pakt, as he tüschen USA und Frankriek vermiddeln dee.

För sien Versöhnungsarbeit kreeg he tosommen mit sien franzöösch Kolleg Aristide Briand 1926 den Fredensnobelpries. In Düütschland hett man hüm aber de Anerkennung för sien Butenpolitik verseggt; he wurr för sien Verständigungspolitik as „Erfüllungspolitiker“ utschullen.

Das Ende einer Ära ännern

Mit Stresemann verlor de Weimarer Republik en vun hör fähigsten demokratschen Politiker un nah en wiet verbreedt Meenen, hör eenzig wirklich Staatsmann. De Dood vun Stresemann un de Anfang vun de Weltwertschapskrise markeeren in Oktober den Anfang vun dat Enn'n vun de Weimarer Republik. En halv Johr later ist de Regeeren vun de Groote Koalitschoon ut SPD, DDP, DVP un Zentrum torüchtreden un de Ära vun de Präsidialkabinette fung an, de in de Kanzlerschap vun Adolf Hitler enn'n deen.

Sonstiges ännern

 
Gedenktafel för Stresemann in de Ingangsbereich vun dat Europa-Center-Berlin

De Stresemann, en eleganter un bequemer Anzug, is nah Gustav Stresemann nömmt.

In völ Städer in Düütschland gifft dat en "Stresemann-Straat".

Zitate ännern

 
Monumentalgrab up de Luisenstädtisch Karkhoff, vun Hugo Lederer

„Wenn die Alliierten mir ein einziges Mal entgegengekommen wären, hätte ich das Volk hinter mich gebracht, ja, noch heute könnte ich es hinter mich bringen. Aber sie haben mir nichts gegeben und die geringfügigen Konzessionen, die sie gemacht haben, sind immer zu spät gekommen. So bleibt uns nichts anderes als die brutale Gewalt. Die Zukunft liegt in der Hand der neuen Generation, und diese, die deutsche Jugend, die wir für den Frieden und Wiederaufbau hätten gewinnen können, haben wir verloren. Hierin liegt meine Tragödie und ihr, der Alliierten, Verbrechen.“ Stresemann kort vör sien Dood to’n Diplomaat Sir Albert Bruce Lockhart

Born ännern

  1. http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/StresemannGustav/
  2. översett ut: Kurt Tucholsky: Republik wider Willen, Texte 1911 bis 1932; Der erste Händedruck. S. 10733
  • Akten zur Auswärtigen Politik 1918-1945 (ADAP). Serie A 1918- 1924, Bd. A Iff., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982ff.; Serie B 1925-1933, Bd. B Iff., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1966ff.
  • Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik, hrsg. von Karl Dietrich Erdmann im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Die Kabinette Stresemann I und II, 2 Bde., Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein 1978.
  • Gustav Stresemann, Reden und Schriften. Politik - Geschichte - Literatur 1987 bis 1926, 2 Bd., Carl Reissner Verlag, Dresden 1926.
  • Gustav Stresemann, Reichstagsreden, hrsg. von Gerhard Zwoch, Verlag AZ Studio Pfattheicher & Reichardt, Bonn 1972.
  • Gustav Stresemann, Schriften, hrsg. von Arnold Harttung, Berlin Verlag, Berlin 1976.
  • Gustav Stresemann,Vermächtnis. Der Nachlaß in drei Bänden, hrsg. von Henry Bernhard, Verlag Ullstein, Berlin 1932/33.

Literatur ännern

  • Georg Arnold: Gustav Stresemann und die Problematik der deutschen Ostgrenzen, Frankfurt a. M. 2000. ISBN 3-631-36502-0
  • Manfred Berg: Gustav Stresemann. Eine politische Karriere zwischen Reich und Republik, Göttingen/Zürich 1992. ISBN 3-7881-0141-5.
  • Theodor Eschenburg/Ulrich Frank-Planitz, Gustav Stresemann. Eine Bildbiographie, Stuttgart 1978. ISBN 3-421-01840-5.
  • Andreas Körber: Gustav Stresemann als Europäer, Patriot, Wegbereiter und potentieller Verhinderer Hitlers. Historisch-politische Sinnbildungen in der öffentlichen Erinnerung. Hamburg: Krämer; 374 S. ISBN 3-89622-032-2.
  • Eberhard Kolb: Gustav Stresemann, München 2003. (= Beck’sche Reihe Wissen 2315), ISBN 3-406-48015-2
  • Jonathan Wright: Gustav Stresemann 1878–1929. Weimars größter Staatsmann, München 2006, ISBN 3-421-05916-0.

Weblenken ännern

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