Reinhard Selten

Reinhard Justus Reginald Selten (* 5. Oktober 1930 in Breslau; † 23. August 2016 in Posen) weer en düütsch Volkswert un Mathematiker. 1994 kreeg he as bither eenzig Düütscher tosommen mit John Nash un John Charles Harsanyi den Nobelpries för Wertschapswetenschapen för de gemeensamen Leistungen up dat Rebeet vun de Speeltheorie.

Reinhard Selten (2001)

Leven

Selten sien Vader weer Jööd, de mit en Protestantin verheiraadt weer. Reinhard Selten gull dorüm in de Tiet vun dat Dart Riek as Halfjööd. De Vader bedreev en Lesezirkel, den he aber wegen sien jöödsch Afstammen Miden vun de 1930er Johren upgeven muss. He is 1942 nah lang swoor Krankheit storven. Mit 14 Johren muss Selten dat Gymnasium wegen sien jöödsch Afstammen verlaaten. Anfang 1945 sünd he un sien Familie vör de anrullen Rood Armee ut Breslau flücht. Över Sassen un Öösterriek keemen se slutend nah Hessen. Dor hett he af 1946 weer en höhere School besöcht un bestunn 1951 sien Abitur an dat Geschwister-Scholl-Gymnasium in Melsungen mit Utteknung.

Selten hett Mathematik an de Goethe-Universität in Frankfurt am Main studeert un kreeg dor 1957 das Diplom. Ansluutend weer he bit 1967 wetenschaplich Mitarbeiter bi Heinz Sauermann. 1961 hett he sien Doktertitel, ebenfalls in Frankfurt, in Mathematik mit en Arbeit över de Bewertung von n-Personenspielen to’n Dr. phil. kreegen.

He weer Gastperfesser in Berkeley un hett sück dornah in Frankfort habiliteert. Van 1969 bit 1972 lehr he an de Free Universität Berlin as ok van 1972 bis 1984 an de Universität Builefeld. An dat Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) hett he 1987/88 de Forschungsgrupp „Game Theory in the Behavioral Sciences“ leit. Van 1982 bit 2015 weer Selten Liddmaat in’n Beirat vun dat ZiF. 1984 nehm he en Roop an de Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn an. Dor hett he dat BonnEconLab upbaut, en Laboratorium för experimentelle Wertschapsforschung, an dat he ok nah sien Emeriteeren aktiv tätig weer.

Af 2006 hett he en Akademieprojekt vun de Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste mit den Titel Rationalität im Lichte der experimentellen Wirtschaftsforschung leit.

1959 hett he Elisabeth Langreiner heiraadt, de 2014 storven is. Dat kinnerlos Ehepaar hett in Königswinter-Ittenbach wahnt.

Wirken

Selten hett 1965 dat Konzept vun dat teilspielperfekten Gleichgewichts un 1975 dat Konzept vun dat Trembling-hand-perfektes Gleichgewicht entwickelt. 1994 wurr hüm för sien Bidrag in de Speeltheorie de Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften tospraaken, tosommen mit John Charles Harsanyi un John Nash. He wurr todem dör sien Arbeiten in den Beriek vun de Inschränkt Ratschonalität bekannt (kiek bispeelswies de so nöömt Anspruchsanpassungstheorie vun Sauermann un Selten un dat Konzept vun dat Imitatschonsgliekgewicht vun Ostmann un Selten), un he tell to de Begrünner vun de experimentellen Ökonomie. Tosommen mit Gerd Gigerenzer hett he dat Book Bounded rationality: The adaptive toolbox herutbrocht. Sien letzt Wark weer Impulse Balance Theory and its Extension by an Additional Criterion.

Reinhard Selten weer Liddmaat vun de Econometric Society un de European Economic Association (EEA), deren langjohrig Präsident he weer. He weer Ehrenliddmaat vun de American Economic Association (AEA). 1990 wurr he Liddmaat vun de Academia Europaea un 2012 Liddmaat vun de Leopoldina. Todem weer he ordnetlich Liddmaat vun de Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste, buterordnetlich Liddmaat vun de Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften un siet 1992 utwärtig Ehrenliddmaat vun de American Academy of Arts and Sciences un siet 1996 vun de National Academy of Sciences. He weer Grünnensliddmaat vun de „Internationale Akademie der Wissenschaften San Marino“. Selten hett, ebenso as sien Fru, siet sien Jöögd Esperanto snackt un hett eenige Warken in Esperanto verfaat un herutgeven, ünner annern över dat Anwennen vun de Speeltheorie up dat Problem vun de Wahl vun en internatischonalen Spraak. Selten hett bi de Europawahl 2009 as düütsch Spitzenkandidat för de List Europa – Demokratie – Esperanto (EDE).

To sien Schölers telle völ Ökonomen un Forscher as Bernd Irlenbusch, Axel Ockenfels, Christian Rieck, Bettina Rockenbach, Abdolkarim Sadrieh, Benny Moldovanu un Rosemarie Nagel.

Ehrungen un Utteknungen

• 1989: Ehrendokterwürde in Ökonomie vun de Universität Builefeld
• 1991: Ehrendokterwürde in Ökonomie vun de Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfort an’n Main
• 1994: Nobelpries för Wertschapswetenschapen
• 1995: Groot Verdeenstkrüüz mit Steern un Schullerband]]
• 1996: Verdienstorden vun dat Land Noordrhien-Westfalen
• 1996: Ehrendokterwürde in Ökonomie vun de Universität Graz
• 1996: Ehrendokterwürde in Ökonomie vun de Universität Breslau
• 1996: Ehrenprofessur vun de Jiaotong-Universität Shanghai
• 1997: Ehrendokterwürde in Ökonomie vun de Norwich University, USA
• 1998: Ehrendokterwürde vun de École normale supérieure de Cachan, Paris
• 2000: Ehrendokterwürde vun de Universität Innsbruck
• 2000: Staatspries vun dat Land Noordrhien-Westfalen
• 2003: Ehrendokterwürde vun de Universität Hongkong (CHUK)
• 2005: Ehrenprofessur vun de Tongji-Universität Shanghai
• 2006: Pour le mérite für Wissenschaften und Künste
• 2006: Ehrendokterwürde vun de Universität Ossenbrügge
• 2007: Ehrensenator vun de Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
• 2009: Ehrendokeorwürde vun de Georg-August-Universität Chöttingen
• 2010: Ehrendokterwürde in Ökonomie vun de Universität Białystok
• 2010: Ehrenprofessur vun de Nanjing Audit University

De Verein für Socialpolitik vergifft de nah hüm nöömt Reinhard-Selten-Pries.

2019 wurr up den nee Campus Poppelsdorf vun de Universität en Straat nah hüm nöömt.

Warken (Utwahl)

Al Schriever

• Bewertung von n-Personenspielen. Dissertatschoon van’n 24. Juli 1961, Universität Frankfurt, Naturwiss. Fakultät. Frankfurt, 1961.
• Preispolitik der Mehrproduktenunternehmung in der statischen Theorie. Habilitatschonsschrift. FU Berlin. Springer, Berlin [u. a.] 1970. (Ökonometrie und Unternehmensforschung, Band 16)
• Mit Otwin Becker: Experiences with the Management Game SINTO-Market. In: Heinz Sauermann (Hrsg.): Beiträge zur experimentellen Wirtschaftsforschung. Band 2. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1970, S. 136–150. 
• Mit Werner Güth: Macht Einigkeit stark? Spieltheoretische Analyse einer Verhandlungssituation. (= Working papers / Institute of Mathematical Economics. Nr. 58). Institut für Mathemat. Wirtschaftsforschung an der Univ. Bielefeld, Bielefeld 1977.
• Mit Thomas Marschak: General Equilibrium with Price-Making Firms (= Lecture Notes in Economics and Mathematical Systems. Band 91). Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1974, ISBN 978-3-540-06624-8. 
• Einführung in die Theorie der Spiele mit unvollständiger Information. In: Erich W. Streissler (Hrsg.): Information in der Wirtschaft – Verhandlungen auf der Arbeitstagung des Vereins für Socialpolitik in Graz 1981 (= Schriften des Vereins für Socialpolitik. Band 126). Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 978-3-428-05194-6, S. 81–147. 
• Mit Werner Güth: Original oder Fälschung - Gleichgewichtsauswahl in einem Verhandlungsspiel mit unvollständiger Information - (Zusammenfassung). In: Erich W. Streissler (Hrsg.): Information in der Wirtschaft – Verhandlungen auf der Arbeitstagung des Vereins für Socialpolitik in Graz 1981 (= Schriften des Vereins für Socialpolitik. Band 126). Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 978-3-428-05194-6, S. 153–154. 
• Mit Werner Güth: Original oder Fälschung – Gleichgewichtsauswahl in einem Verhandlungsspiel mit unvollständiger Information. (= Working papers. Nr. 113). Institut für Mathemat. Wirtschaftsforschung an der Univ. Bielefeld, Bielefeld 1982.
• Mit Ulrike Leopold: Gleichgewichtsauswahl in einer Gehaltsverhandlungssituation mit unvollständiger Information. In: Erich W. Streissler (Hrsg.): Information in der Wirtschaft – Verhandlungen auf der Arbeitstagung des Vereins für Socialpolitik in Graz 1981 (= Schriften des Vereins für Socialpolitik. Band 126). Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 978-3-428-05194-6, S. 155–161. 
• Die konzeptionellen Grundlagen der Spieltheorie einst und jetzt. In: Karl-Dieter Grüske (Hrsg.): John von Neumanns und Oskar Morgensterns „Theory of Games and Economic Behavior“ – Vademecum zu dem Klassiker der Spieltheorie. Wirtschaft und Finanzen, Düsseldorf 2001, ISBN 3-87881-161-6. 
• Remarks about Karl Otwin Becker. In: Central European Journal of Operations Research and Economics. Band 10, Nr. 3, 2002, ISSN 1435-246X, S. 187–188. 
• Mit Otwin Becker, Tanja Feit, Vera Hofer, Susanne Lind-Braucher, Jörg Schütze, Ulrike Leopold-Wildburger: The Management Game SINTO-Market — Report on Some Recent Experiments. In: Operations Research Proceedings 2002. 2003, S. 453–458. 
• Mit Jonathan Pool: Enkonduko en la teorion de lingvaj ludoj : Ĉu mi lernu Esperanton? = Einführung in die Theorie sprachlicher Spiele (= Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft. Band 36, [Beih.]). Akad. Bücherdienst, Berlin 1995, ISBN 3-929853-03-5.
• Mit Helmar G. Frank: Für Zweisprachigkeit in Europa/Por dulingveco en Eŭropo. IFB Verlag, Paderborn 2005.
• Mit Otwin Becker, Tanja Feit, Vera Hofer, Jörg Schütze, Ulrike Leopold-Wildburger: Das Marketingspiel SINTO und seine Vorzüge als Unternehmensplanspiel. In: Sem|Radar: Zeitschrift für Systemdenken und Entscheidungsfindung im Management. Band 4, Nr. 1, 2005, S. 3–18. 
• Mit Otwin Becker, Tanja Feit, Vera Hofer, Robin Pope, Ulrike Leopold-Wildburger: Männer schöpfen Märkte besser aus – Empirische Evidenz anhand des Unternehmensplanspiels SINTO-Markt. In: Perspektiven der Wirtschaftspolitik. Band 7, Nr. 4, 2006, S. 445–458, doi:10.1111/1468-2516.00221. 
• Mit Otwin Becker, Tanja Feit, Vera Hofer, Ulrike Leopold-Wildburger: Educational effects in an experiment with the management game SINTO-Market. In: Central European Journal of Operations Research and Economics. Band 15, 2007, S. 301–308. 
• Impulse Balance Theory and its Extension by an Additional Criterion. Books on Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7347-8528-3. 

As Herautgever

• Mit Reinhard Tietz, Wulf Albers (Hrsg.): Bounded Rational Behavior in Experimental Games and Markets (= Lecture Notes in Economics and Mathematical Systems. Band 314). Springer, Berlin 1988, ISBN 978-3-540-50036-0, doi:10.1007/978-3-642-48356-10. 
• The Costs of European Linguistic (Non) Communication. Übers. aus dem Italienischen durch Jonathan Chaloff. Verlag Roma Esperanto Radikala Asocio 1996.
• Mit Gerd Gigerenzer (Hrsg.): Bounded Rationality – The Adaptive Toolbox. MIT Press, Cambridge, MA 2001, ISBN 978-0-262-57164-7. 

Literatur

• Axel Ockenfels, Abdolkarim Sadrieh (Hrsg.): The Selten school of behavioral economics: A collection of essays in honor of Reinhard Selten. Springer, Berlin/Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-13982-6, doi:10.1007/978-3-642-13983-3.
• Reinhard Tietz: [Nachruf] Prof. Dr. Reinhard Selten (1930 – 2016). In: Goethe-Universität Frankfurt am Main (Hrsg.): Uni-Report. Band 49, Nr. 5, 2016, S. 25 (uni-frankfurt.de). 

Weblinks

Reinhard Selten. Mehr Biller, Videos oder Audiodateien to’t Thema gifft dat bi Wikimedia Commons.

• Reinhard Selten in den Katalog vun de ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW)
• Reinhard Selten – Autobiography in engelsch Spraak
• DNB-Katalog
• Reinhard Selten bi de Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste
• Reinhard Selten aut de Website vun dat Laboratory for Experimental Economics an de Universität Bonn
• Reinhard Selten up de Sieden vun den Nobelpries (engelsch)
• Böker vun Reinhard Selten in de Sammlung för Plaanspraaken vun de ONB
• Interview mit Reinhard Selten: „So schwierig ist das Leben mit dem Nobelpreis auch nicht“ up Spiegel Online, 12. Oktober 2009
• Reinhard Selten im Interview mit Rainer Kurz, Videointerview 55 Minuten, mit düütsch Ünnertiteln
• Vörlaag:Webarchiv/Archive-is, Interview in Institutional Money, September 2010